Sonntag, 6. September 2009

Die Palme

Er hatte eine Katze, die zu ihm hielt, einen nie endenden Vorrat an Selbstzweifel, eine Palme sowie eine große Kiste voller Glaube an sich - den letzten Star am Horizont. Manchmal, Sonntags, fuhr er seine Einsamkeit im Einkaufswagen spazieren und genoß die staunenden Blicke der Passanten. Und wenn es dann geschah, dass einer von ihnen seine Neugier nicht im Zaum halten konnte und ihn ansprach, dann reihte er einfach hochintellektuelle Sätze sinnlos aneinander, machte eine bunte Perlenkette daraus. Im Notfall, oder wenn er ein wenig nervös war, kaute er auf ihr rum - das wirkte allerdings leicht lächerlich. Doch auch dies konnte ihn nicht verunsichern, er wußte, er war im Besitz von 10 Millionen Haaren, vor allem, wenn er die auf den Fußzehen dazuzählte. Ihm konnte nichts passieren. Wenn ihm langweilig war, zum Beispiel weil er keine Lust mehr hatte, den Einkaufswagen voller Einsamkeit zu schieben, dann probierte er einfach die in der Gegend herum liegenden Wörter aus. Er freute sich immer sehr, wenn er eines mit Erdbeergeschmack fand. Das teilte er dann mit seiner Katze.

Sonntag, 30. August 2009

Gut & Gott waren Kumpels

Sie hatten sich im Supermarkt kennengelernt, als sie auf ihre Frauen warteten. Samstags, Gut im Opel Kadett, Gott im BMW. Die Damen waren weniger angetan voneinander und natürlich träumte Gott nachts von Guts Frau und umgekehrt. Um des sonntäglichen Friedens willen taten Ulla und Annemarie einen auf innige Frauenfreundschaft, dabei wünschten sie sich die Pest an den Hals.
Sommersonntags wurde gegrillt, ein Kasten Bier und eine Flasche Baileys, manchmal auch zwei. Gefüllte Tomaten, wenn es einmal exotischer sein sollte auch mal Oliven und Schafskäse, sonst Schwenker. Fleisch. Für die Männlichkeit. Hatten die Frauen ihre Periode oder zuweilen bei Vollmond heulte eine von den Frauen. Oder halt die andere. Gut und Gott waren da ausgeglichener und pflegten tapfer ihren Bierbauch. Was ein herrliches Leben.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Bestandsaufnahme - eigentlich alles gelb

Verachtung überall und bis in die Zehenspitzen. Doch, es gibt Zartheit, aber wenn dann so geballt, dass es aus ihm platzen will, an ihm runtertropft wie zähe Sahne, Fett. Jeden Ton am eigenen Körper spüren, sich winden in Anbetracht 1000der Töne in den Liedern, welche Qual. Da sitzen und sich von der Musik wegblasen lassen, reinschlagen tun diese Töne, sie treffen alles bis auf's letzte Glied. Es regnet. Ach, heißgeliebtes Bett.

Null Plan für meinen Aufenthalt hier

Besuchen könnte mich ruhig jemand, mir die Hand halten und mich fragen, wie es geht. Ich bin auch frisch gebadet, und grün. Es könnte mich ruhig einer ansehen. Alle haben sich gefunden und warten auf die Rente, später dann auf den Tod. Und ich habe keinen Friseur, weiss nie, was ich anziehen soll, kein Image, oh Hilfe. Eines Tages trifft man sich wieder, steht vor dem eigenem Spiegelbild, Tag, nett dich zu sehen und fragt sich leise, wo war man blos die ganze Zeit ?

Sparwochen in Sachen Heiterkeit

Vor gar nicht allzu langer Zeit fand er sich nicht häßlich, doch seit neuestem ist das Gesicht verdammt alt und langweilig. Eigentlich weiss er ja, dass es nicht so ist, aber er kommt nicht weg von dem Brechreiz bei seinem Anblick. Schlimm auch, mit allem anderem ist es genauso. Alle fremden Gesichter sehen so zum verrückt werden dumm aus, nichts interessantes, nichts. Jedes Gesicht sagt nur: ich bin ein dummer und zufriedener Bürger. Was bleibt ? Zu Hause bleiben, doch die vier Wänder fördern klaustrophobische Zustände. Fingernägel grün lackieren ist schon ganz gut, aber ist das nicht ein bißchen wenig Lebensinhalt ?

Häßlich und doof

Es war ein Morgen im tiefsten, häßlichsten Winter, als er aufstand und sich die Fingernägel grün lackierte. Ist es dieser Scheißwinter oder ist es einfach die Dummheit dieses Lebens, dass man morgens aufsteht und nur denkt: keine Lust mehr. Punkt, fertig, mehr nicht, aber es langt ja auch. Selbst das Liegen im Bett ist nicht das Wahre, es regnet schon seit Stunden und er merkt, dass ihm der Tag ganz unfreiwillig aus den Händen ruscht. Weder Zigaretten noch der Kaffee machen wirklich wach, doch irgendwie muss es doch noch weitergehen. Stattdessen sitzt er stundenlang am Tisch, Musik läuft, o.k., und dieses Hirn ist so beschissen leer, was blos tun mit ihm und dem Leben. Der Typ ist so zum umfallen müde, hat zwar stundenlang gepennt, aber das muß was falsch gelaufen sein, jedes Körperteil ist kaputt, von nix, nur so. Ab und zu schleicht sich so ein gedanke ein: die Frau könnte ja anrufen, vielleicht ist der Tag ja noch zu retten. Klar, bekannt, alles Blödsinn, die Sache ist kalt und das Gespräch zu alt, um damit noch hausieren zu gehen. Also Gedanke, verpiss dich, du hast hier nichts und wieder nichts zu suchen, basta. Dagegen ein bißchen, nicht zuviel, nein, Selbstmitleid, das kann man sich erlauben. Das muss sein, zumal Sonntag ist, manchmal hat der Typ den Verdacht, der Sonntag wurde nur zu diesem Zweck erschaffen.